Oswald Tschirtner
O.T
Kunstwerk Beschreibung
Die Skulptur *Head-Footer* von Tschirtner verkörpert seinen minimalistischen, surrealistischen Stil. Die in einer psychiatrischen Klinik geschaffene, langgestreckte Figur ist zugleich fremd und menschlich und spiegelt die isolierte Existenz des Künstlers wider. Die einfache, durchgehende schwarze Linie spiegelt Tschirtners Zeichnungen wider und verstärkt die Themen Einsamkeit und Losgelöstheit.



Oswald Tschirtner wurde 1920 in Perchtoldsdorf, Österreich, geboren und lebte von 1981 bis zu seinem Tod im Jahr 2007 im Haus der Künstler in Gugging. Berühmt wurde er für seine "Kopffüßler": reduzierte Figuren ohne charakteristische Attribute wie Kleidung oder Geschlecht. Der Künstler arbeitete auf postkartengroßem Papier, auf Leinwänden oder Hausfassaden und verwendete - je nach Größe - Feder und Tusche, Edding-Marker oder Acrylfarbe. Er gilt als ein Meister der minimalistischen Formensprache. Im Jahr 1990 wurden er und die Gugginger Künstler mit dem Oskar-Kokoschka-Preis ausgezeichnet. Seine Werke befinden sich im Setagaya Museum, Japan, in der Collection de l'Art Brut, Schweiz, und im Museum für Moderne Kunst Stiftung Ludwig, Österreich.
Oswald Tschirtner (Österreicher 1920-2007) O.T
Wenn wir über ein Beet mit Rudbeckia blicken, entdecken wir die langgestreckte Form von Oswald Tschirtners "O.T". Sein giraffenartiger Hals und sein stilisiertes Gesicht ragen über die Blumenbeete hinaus und beobachten die Umgebung. Diese Skulptur ist eines der bekanntesten Motive des Künstlers und wird als "Kopffüßler" bezeichnet. Das Fehlen von Gliedmaßen und der lange Körper, der in den Kopf übergeht, ist sowohl erkennbar als auch beunruhigend. Wie im Profil zu sehen ist, ist der Kopffüßer geschlechtslos, ohne Gliedmaßen und allein, losgelöst von der Welt um ihn herum. Obwohl Augen, Nase und Mund standardmäßig abgebildet sind, hat dieses passive Profil etwas Weltfremdes an sich.
Es handelt sich um eine bemerkenswert flache Skulptur, die von der Seite betrachtet fast zweidimensional wirkt, was dem Ganzen eine marionettenhafte Anmutung verleiht. Tatsächlich weist die gesamte Oberfläche der Skulptur nur sehr wenige Konturen auf. Der größte Teil der Struktur entsteht durch eine einzige, meist durchgehende schwarze Linie. Auf diese Weise ging Tschirtner auch bei seinen Zeichnungen vor, die er mit einer einzigen ununterbrochenen, sehr zarten und präzisen Linie schuf.
Tschirtner entwickelte die Idee der Kopfzeile in den späten sechziger Jahren, begann aber erst ab 1971, das Konzept wirklich in sein Werk zu integrieren. Zu dieser Zeit war Tschirtner in seinen Fünfzigern und lebte in einer psychiatrischen Klinik in Gugging, Österreich, wo alle seine Werke entstanden. Diese surrealen totemähnlichen Formen sind zwar wunderschön, wurden aber an einem Ort der Dunkelheit geschaffen.
Tschirtner wuchs in der Nähe von Wien als strenger Katholik auf und wollte immer einem seiner Onkel ins Priesteramt folgen. Doch 1939 wurde er zum deutschen Arbeitsdienst eingezogen, wo er statt Theologie Chemie studierte. Dann wurde er zum deutschen Signalkorps eingezogen und in Stalingrad eingesetzt. Der Krieg veränderte Tschritners Lebensweg unwiderruflich. Nach Stalingrad geriet er in französische Kriegsgefangenschaft, und bald darauf verschlechterte sich sein geistiger Gesundheitszustand. Ab 1947 wurde er dauerhaft in ein Krankenhaus eingewiesen, und erst nach mehreren weiteren Anstaltsaufenthalten wurden seine künstlerischen Talente in Gugging entdeckt und gefördert.
Es war der Psychiater Leo Navratil, der seine Zeichnungen entdeckte, und 1981 wurde er in das "Haus der Künstler" verlegt, wo er bald zu einem sehr geschätzten und erfolgreichen Künstler wurde. So sehr, dass sich seine Werke heute in Museumssammlungen in Japan, den USA und in ganz Österreich befinden. 1994 besuchte ihn David Bowie in Gugging, der ein bedeutender Sammler von Tschirtner war.