Edgar Tezak
Casetta del giochi, 1988
Kunstwerk Beschreibung
Tezaks *Casetta del Giochi* ist ein skurriles, bemaltes Spielhaus inmitten der Felsen des Gartens. Geschmückt mit surrealen Bildern von Vögeln, Tieren und abstrakten Formen, erkundet es die Grenze zwischen Realität und Fantasie. Das tiefe Interesse des Künstlers an den Beziehungen zwischen Mensch und Tier und der Mythologie zeigt sich in der symbolischen Verwendung von Tauben und gelben Vögeln. Durch seine lebendige Erzählweise regt das Spielhaus zum kindlichen Staunen an und setzt sich gleichzeitig mit tieferen philosophischen Themen auseinander.




Edgar Tezak (geboren am 27. November 1949 in Graz) ist ein österreichischer Maler und Grafiker. Er arbeitet derzeit als Dozent an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
Edgar Tezak studierte bei Hausner an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Seit 1970 hat er wiederholt an Ausstellungen teilgenommen. Von 1979 bis 1994 arbeitete er in New York. Von 1990 bis 1991 filmte Werner Herzog zusammen mit André Heller das Projekt Jagmandir, das exzentrische Privattheater der Maharanas von Udaipur in Indien. Im Jahr 1995 erhielt Tezak einen Lehrauftrag an der Universität für angewandte Kunst in Wien (Klasse Christian Ludwig Attersee).
Edgar Tezak (Österreicher, geb. 1949) Casetta del giochi, 1988
Edgar Tezaks "Casetta del Giochi" ist ein lebhaftes und farbenfrohes Spielhaus inmitten eines felsigen Ausläufers des Gartens. Das kleine Haus ist von üppig grünem Laub umgeben, und die Bambuseinfassung der Struktur verleiht der Skulptur ein Gefühl organischer Lebendigkeit und fügt sich nahtlos in ihre Umgebung ein. Trotz des bemalten Äußeren schwingt das Spielhaus mit der umgebenden Flora mit und suggeriert ein bewusstes Zusammenspiel zwischen dem Natürlichen und dem Geschaffenen.
Tezak ist ein Künstler, der für seine radikale und international geprägte Herangehensweise an Bildgestaltung und Geschichtenerzählung bekannt ist. In seiner Praxis beschäftigt er sich immer wieder mit der Frage, was es bedeutet, lebendig zu sein. Dabei befasst er sich häufig mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Menschen und Tieren. In einem Interview sagte er kürzlich: "Ich kann denken und sprechen, Tiere nicht."
Sein Interesse an den kognitiven Unterschieden zwischen den Arten wird in diesem Schauspielhaus unterstrichen, in dem Vögel eine wichtige Rolle in der Komposition einnehmen. An einer Wand sehen wir eine maskierte Frau, die zart einen gelben Vogel in der Hand hält, während sich über ihr, was zunächst wie zwei Tauben aussieht, bei näherem Hinsehen als eine zweiköpfige Taube entpuppt. Sofort verschwimmen in Tezaks Erzählung Realität und Fantasie. Durch die Verwendung von Tauben als Symbole für Ruhe und Reinheit wird das Schauspielhaus mit Vorstellungen von Frieden und Harmonie in Einklang gebracht, während gleichzeitig eine fiktive und surreale alternative Welt suggeriert wird, in der Vögel mit zwei Köpfen frei fliegen.
In der westlichen Kultur wird ein gelber Vogel als Symbol für Freude und Glück verstanden, während er im Hinduismus für einen Boten steht, der die Seele zur Erleuchtung und zu höheren spirituellen Wahrheiten führt. Diese Verschmelzung verschiedener Quellen und Einflüsse ist typisch für Tezak, der einen Großteil der frühen 1980er Jahre in Indien verbrachte und dann nach New York zog, wo sich seine künstlerische Praxis entwickelte. Daher ist seine Arbeit eine Kombination aus Mythologie, Religion und seiner eigenen Kindheit und persönlichen Erlebnissen. Die Motive, die er verwendet, führen den Betrachter durch die Welt, die er erschafft, und erlauben ihm gleichzeitig, seine eigene Erzählung zu entwickeln.
In einer Szene sehen wir ein Paar sich küssende Vögel, die in ihren Handlungen anthropomorphisiert sind und einmal mehr unsere Wahrnehmung der Natur in Frage stellen. Es gibt Vögel, deren Körper mit dem geometrischen Hintergrund, der sie umgibt, zu verschmelzen scheinen, und viele weitere Vögel, die auf Ästen in medaillonartigen Kreisen hocken. Zusätzlich zu den Vögeln sehen wir ein Pferd mit pudrigen, blassblauen Flecken auf seinem Körper, die der Komposition durch diese jenseitige, traumartige Bildsprache ein weiteres ätherisches Element hinzufügen.
Auf der Rückseite des Spielhauses präsentiert Tezak ein ergreifendes Tableau: zwei Frauen, die intensiv auf ein Vogelpaar blicken. Die Frau auf der linken Seite scheint ein Spiegelbild der Frau auf der rechten Seite zu sein, doch sie wirkt deutlich gealtert und müde, was vielleicht auf den unvermeidlichen Lauf der Zeit und das Fortschreiten des Lebens hinweist.
Tezaks Spielhaus ist viel mehr als nur eine physische Struktur, in der man spielen kann. Stattdessen regt er den Betrachter durch seine meisterhafte Verwendung von Motiven aus der Mythologie, der Natur und dem menschlichen Leben dazu an, über die komplizierten Verbindungen zwischen Menschen, Tieren und der Umgebung, in der sie leben, nachzudenken.