Dashi Dashinima Balzhanovich Namdakov (Russisch, geb. 1967)
Tibetische Flaggen
Wenn Sie den Heller-Garten betreten, sehen Sie farbenfrohe tibetische Gebetsfahnen, die zwischen den blühenden Blumenbeeten aufgehängt worden sind. Traditionell findet man diese Fahnen auf Wanderwegen hoch oben im Himalaya. Ihr Ursprung liegt in der buddhistischen Tradition des Bön, bei der die primärfarbigen Fahnen mit Gebeten bedruckt sind, mit denen die umliegende Landschaft gesegnet werden soll.
Die Gebete sind in der indischen Literaturtradition als Sutras bekannt. Im Hinduismus sind Sutras kurze Aphorismen oder Textsammlungen, die in Form eines Handbuchs oder Leitfadens verfasst wurden, in den Lektionen über Grammatik, Philosophie und Rituale eingewoben werden können. Im Buddhismus gelten die Sutras als ausführlichere, sich oft wiederholende Schriften und sind nicht aphoristisch.
Man geht davon aus, dass die Sutras, wenn sie auf die Fahnen gedruckt werden, Botschaften und Ideen in jede Region der Welt übertragen können. Wie es in der tibetischen Kultur Tradition ist, erscheinen diese Fahnen in einem sich wiederholenden Muster aus fünf Farben, die die Fünf Reinen Lichter darstellen. Jede dieser Farben steht für eines der fünf Elemente: Blau für den Himmel, Gelb für die Erde, Grün für das Wasser, Rot für das Feuer und Weiß für die Luft und den Wind. Im tibetischen Buddhismus wird Wissen als die Abwesenheit von Täuschung bezüglich der Darstellung dieser Fünf Lichter betrachtet. Ebenso glaubt man in der tibetischen Medizin, dass man durch ein perfektes Gleichgewicht dieser fünf Elemente Gesundheit und Harmonie erreichen kann.
Obwohl die Schrift auf diesen Fahnen durch die Witterungseinflüsse etwas verblasst ist, lassen sich die Sutren bei genauer Betrachtung entziffern. In der Mitte jeder der Fahnen befindet sich das "lung ta", die Darstellung eines mächtigen Pferdes mit drei flammenden Juwelen auf dem Rücken. Das "ta" ist ein Symbol für Schnelligkeit und die Umwandlung von Unglück in Glück. Die drei flammenden Juwelen stehen für den Buddha, die buddhistischen Lehren, die als Dharma bekannt sind, und den Rest der buddhistischen Gemeinschaft, die als Sangha bekannt ist.
Da die Fahnen aus so leichtem Material bestehen, genügt schon der kleinste Windhauch, um sie in Bewegung zu setzen und flattern zu lassen, was die Luft reinigen soll. Wenn Sie diese Fahnen am Eingang des Gartens aufstellen, werden die darauf geschriebenen Segenswünsche zu allen getragen, die den Garten passieren.