André Heller (Österreicher, geb. 1947) Das Tor, 1988
Am Eingang zu seinem majestätischen Garten hat André Heller eine wunderschöne Reihe von Toren entworfen. Genau wie Ghibertis ikonische Paradiespforte im Baptisterium von San Giovanni in Florenz wurden diese Tore sorgfältig konstruiert, um dem Betrachter einen Blick auf das zu gewähren, was ihn auf der anderen Seite erwartet.
Auf dem linken Tor ruht eine Mondsichel in friedlichem Schlummer. Ihre menschenähnlichen Züge mit zwei Augen und einem Mund mit herausgestreckter Zunge sind eine Geste des Spiels. Darunter befinden sich stilisierte Sterne, Fledermäuse, Katzen und Mäuse, allesamt nächtliche Kreaturen, die wie Spielsteine in einem Brettspiel angeordnet sind. Über dem Mond sehen wir das Sternbild des Widders, Hellers Tierkreiszeichen, das für den einzigartigen Geist steht. Auf dem rechten Tor sehen wir eine abstrahierte Sonne mit einem Labyrinth in der Mitte. Darunter befinden sich Kleeblätter, Schmetterlinge, Fische und Eidechsen, alles Lebewesen und Pflanzen, die im Sonnenlicht gedeihen. Diese Formation gegensätzlicher Symbole, die aufgereiht und bereit zum Spielen sind, soll den Betrachter darauf vorbereiten, sein eigenes inneres Kind zu entfachen und zu genießen, was ihn erwartet.
Um das Tor herum krabbelt eine Schlange nach oben und erinnert uns an einen der bedeutendsten Gärten der westlichen Kultur, den Garten Eden. Die Schlange dient als Symbol für Versuchung und Verwandlung und unterstreicht die Rolle des Tores als Schwelle, an der Ideen zur Erforschung von Allegorie, Astrologie und Biologie zusammentreffen. Auf diese Weise ist das Tor nicht nur ein physisches Hindernis auf dem Weg zum Garten, sondern wird auch zu einem metaphorischen Hindernis. Wenn wir die Schwelle überschreiten, verlassen wir die Riviera von Gardone und treten in Hellers Traumwelt ein, in der wir alle vorgefassten Meinungen und Wahrnehmungen ablegen müssen.
Auch wenn er heute nicht mehr vielen bekannt ist, war André Heller in den 1970er Jahren ein großer Popstar in Österreich. Er produzierte nicht nur über ein Dutzend Top-Alben, sondern schrieb auch mehrere Bücher und drehte Avantgarde-Filme. Seine ständig wachsende Neugierde brachte ihn dazu, andere künstlerische Medien zu erforschen, was dazu führte, dass er Varietés, Paraden, Kunst und natürlich poetische Gärten schuf.
Sein erster und bekanntester dieser Gärten war Luna Luna, der 1985-1987 in Hamburg, Deutschland, entstand. Er bat seine Freunde und Künstlerkollegen, Kunstwerke zu schaffen, die man nicht nur anschauen, sondern auch bespielen konnte. Keith Haring entwarf ein leuchtendes Karussell, Sonia Delaunay einen wunderschönen Torbogen und David Hockney einen hypnotisierenden, verzauberten Baum. Es war ein Kaleidoskop von Ideen und Kreationen. Anstatt Kunst an die Wand zu hängen, um sie anzuschauen, ebnete Luna Luna den Weg für eine neue Art der Kunsterfahrung, die einen aktiven und gegenwärtigen Teilnehmer einbezieht.
Heller ist nicht nur ein Kunstschaffender, sondern aufgrund seiner Beziehungen zu so vielen Künstlern auch ein bedeutender Sammler. Er beschrieb seine Beziehung zur Kunst einmal mit den Worten: "Es sollte nur ein privates Märchen sein." Dieses Zitat fasst Hellers Auffassung von Spiel als Kunst und umgekehrt perfekt zusammen. Während wir durch den Gardone Garden wandern, werden wir daran erinnert, dieses private Märchen zu genießen und die Dinge nicht zu ernst zu nehmen.